Globale Wirtschaftskrise verlangsamt Wirtschaftswachstum
Zwar wächst die europäische und globale Wirtschaft, doch gibt es klare Anzeichen von Rücklauf.
Die chinesische "Null-Covid-Strategie" mit daraus resultierenden Lockdowns hat das Wirtschaftswachstum in China und weltweit gebremst. Die Vereinigten Staaten blicken gerade hoher Inflation entgegen und die Zinsen steigen, was zu sinkender Zuversicht der Kunden führt und das Interesse an Investitionen hemmt. Weitere Gründe für Abschwung lagen am Mangel an Vorprodukten, hohe Rohstoff- und Energiepreise und die allgemeine Verunsicherung aufgrund des andauernden Ukraine-Krieges.
Rückgang der Produktion
Die globale Produktion ist gesunken, was beispielsweise an Covid-bedingten Fabrikschliessungen in China lag. Auch in Deutschland und Japan ging die industrielle Produktion zurück. Vor allem die Produktion von Kunststoffen in Primärform nahm ab. Hauptgründe dafür waren die geringe Nachfrage in Kundenindustrien, die stiegen Erzeugerpreise für Primärprodukte wegen steigender Energiepreise und Materialmangel wegen Unterbrüchen in der Lieferkette. Die gesamte europäische industrielle Produktion stieg dagegen leicht und Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten waren teilweise enorm. Während die Produktion in Deutschland, Belgien und er Slowakei sank, stieg sie in Spanien, den Niederlanden und Dänemark. Die Energiekrise beeinflusste diejenigen Mitgliedsstaaten am negativsten, die eine hohe Abhängigkeit von russischem Öl und Gas hatten.
Unterschiedliche Entwicklungen je nach Industrie
Verschiedene Kundenindustrien hatten leichte positive Auswirkungen auf die Entwicklung in der EU. Produktion im zweiten Quartal im Lebensmittel- und Getränkesektor und in der Automobilindustrie stieg im Vergleich zum ersten Quartal: Fehlende Verkabelungen aus der Ukraine konnten kompensiert werden, was der Automobilindustrie zum Wachstum verhalf. Daneben profitierte die Lebensmittel- und Getränkeindustrie von geringereren Covid-bedigten Einschränkungen. Die Produktion aller anderen Industrien sank hingegen. Das lag an steigenden Kosten für Primärprodukte und steigenden Zinsen, die beispielsweise einen negativen Effekt auf die Bauindustrie hatten. Die Chemieindustrie spürte die negativen Auswirkungen von steigenden Gaspreisen, da Gas nicht nur zur Energieerzeugung sondern auch in der Produktion benötigt wird.
Sinkende Produktion bei Kunststoffen in Primärform
Im Vergleich zum ersten Quartal sank die Produktion von Kunststoffen in Primärform um 4.2 Prozent. Das war der zweite Abschwung in Folge. Darüber hinaus war die Produktion 2.8 Prozent geringer als im Vorjahr. Zum Einen lag es am verlagsamten Wachstum der globalen Wirtschaft und der daraus resultierenden geringeren Nachfrage an Kunststoffen in Primärform. Zum Anderen verursachten die steigenden Energie- und Produktionskosten in ganz Europa reduzierte Exporte und erhöhte Importe.
Produktionspreise stark ansteigend
Die Produktionspreise bei Kunststoffen in Primärform erhöhten sich im zweiten Quartal 2022 um 7.1 Prozent gegenüber dem Vorquartal und um 27.3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das lag wiederum an den erhöhten Energiepreisen, andauernden Problemen in den Lieferketten, aber auch an hohen Kosten für Zwischenprodukte wie Naphtha, welches ein wichtiger Stoff für Kunststoffproduzenten ist. Im Juni waren die Preise für Gas dreimal höher in Europa als letztes Jahr, die Preise sind ausserdem recht instabil und eine Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht.
Wert von Importen signifikant angestiegen
Der Wert von Exporten von Kunststoffen in Primärform in der EU ist leicht gesunken im Vergleich zum ersten Quartal und betrug 9.6 Milliarden Euro. In Nordamerika und Asien konnte eine leicht positive Entwicklung verzeichnet werden. In anderen Regionen hingegen stagnierte sie oder nahm weiter ab.
Der Wert von Importen erhöhte sich in der EU signifikant um 16.1 Prozent verglichen mit dem Vorquartal und betrug 9 Milliarden Euro. In allen Regionen stiegen die Importe im Verlgeich zum Vorquartal.
Die hohen Energiekosten in Europa führten zu Importen aus Regionen mit günstigeren Produktionskosten. Darüber hinaus sind Exporte aus der EU weniger attraktiv. Daher sank das Umsatzplus um 1.3 Milliarden Euro verglichen mit dem ersten Quartal und belief sich im zweiten Quartal auf 0.6 Milliarten Euro.
Herausforderungen bleiben in Europa und Weltweit bestehen
Die verschiedenen Wirtschaftskrisen haben das weltweite Wirtschaftswachstum verlagsamt. Die hohe Inflation, die Energiekrise, hohe Kosten bei Rohstoffen und Logistik und die andauernde Pandemie halten die Welt in Anspannung. Politische Spannungen und Risiken stiegen beachtlich.
Der Angriffskrieg auf die Ukraine intesivierte die Inflation und liess die Kosten für Rohstoffe, Logistik und Energie ansteigen - vor allem in Europa. Bedauerlicherweise ist ein vorzeitiges Ende des Krieges und eine Verbesserung der Lage nicht in Sicht. Das bedeutet, dass die Lage auch in der Zukunft angespannt bleiben wird und der Druck auf die europäische Wirtschaft nicht nachlässt. Hohe Produktionskosten lassen die Attraktivität von in Europa produzierten Produkten sinken. Es verzeichnet sich ein deutlicher Anstieg der Importe von Kunststoffen in Primärform in den letzten Monaten und ein Rückgang der Export, daneben ist eine Knappheit von Gas in Europa immer noch möglich.
Die europäische Politik muss sowohl die privaten Haushalte, als auch die Wirtschaft mit mehreren Massnahmen unterstützen. Das sind beispielsweise die Sicherstellung der Energieversorgung als auch Erleichterungen bei der Preisen von Gas und Elektrizität. Geschieht das nicht, wird die Produktion signifikant einbrechen. Die Reduktion der Produktionskapazität in Europa könnte zu einem permanenten Verlust der Produktionsstätten führen. Es ist jedoch wichtig, Europa als Industriestandort zu festigen, um die Versorgung sicherzustellen, Arbeitnehmende gut zu bezahlen und den hohen Umweltstandard zu halten. Europa muss für künftige Investitionen attraktiv bleiben.
Literatur
Deatailbericht (Englisch)