Beinträchtigen die Wasser-​ und Bodenqualität: Kunststoffe in der Umwelt. Foto: Pixabay

Plastik in den Griff bekommen

Publiziert

Das Mikroplastik-​Problem löst man nicht mit pauschalen Verboten, meint Denise Mitrano, Professorin für Umweltchemie von anthropogenem Materialien an der ETH Zürich. Sie plädiert dafür Kunststoffe präzise zu regulieren, um Innovation und Umweltsicherheit zu fördern.

In einer ETH-Veröffentlichung hat Prof. Mitrano ihre Sicht auf die Verbotsdiskussion zu Kunststoff dargelegt:

«Besorgniserregende Bilder von Plastikmüll in Flüssen, Meeren und an Küsten stehen sinnbildlich für unser ungelöstes Abfallproblem. Ob in städtischen oder entlegenen Gebieten, wo immer man Proben nimmt, finden sich feste Kunststofffragmente, so genanntes Mikro-​ oder Nanoplastik. Das hat einen öffentlichen Diskurs ausgelöst, wie man die Flut an Plastikmüll eindämmen kann.

Kunststoff-​Polymere sind eine sehr heterogene Gruppe von Verbindungen – dennoch werden sie oft in denselben Topf geworfen und gleichermassen problematisiert. Natürlich ist es verlockend, pauschal die Plastikverschmutzung zu geisseln und Kunststoffe einschliesslich Mikroplastik mittels Verboten und Restriktionen einzudämmen, wie zahlreiche Vorstösse rundum die Welt zeigen. Aber können wir uns so einfach aus der Mikroplastik-​Misere heraus regulieren? Die kurze Antwort lautet: leider nein.

Potenziell schädlich, aber nicht reguliert

Generelle Verbote von Stoffen sind dann angebracht, wenn es klare Beweise gibt, dass sie schädlich sind, wie etwa beim Umweltgift DDT oder den ozonabbauenden FCKW. Aber das ist bei Mikroplastik nicht unbedingt der Fall.

Plastik gelangt entlang der gesamten Wertschöpfungskette in die Umwelt. Und ja, man geht davon aus, dass Kunststoffe die Qualität von Gewässern und Böden beeinträchtigen. Plastikfragmente kleiner als 5 mm gelten derzeit als «besorgnisseregende Fremdstoffe» (englisch: contaminants of emerging concern). Der Begriff beschreibt Schadstoffe, welche sich negativ auf die Umwelt oder die menschliche Gesundheit auswirken können, aber nicht durch Umweltgesetze reguliert sind.

Es macht Sinn, Mikroplastik anhand der Quelle zu unterscheiden. Der überwiegende Anteil in der Umwelt stammt aus zerfallendem Makroplastikmüll oder wird bei der Produktnutzung freigesetzt, etwa Fasern aus Textilien oder Reifenabrieb. Vergleichsweise klein ist hingegen der Anteil von primärem Mikroplastik, das gezielt in Anwendungen von der Landwirtschaft bis hin zu Kosmetika zum Einsatz kommt. Vor allem für primäres Mikroplastik werden aktuell in vielen Ländern Restriktionen diskutiert.

Ein unvollständiges Bild

Als Umweltchemikerin zweifle ich nicht daran, dass die Verschmutzung durch Kunststoffe negative Folgen hat oder haben wird, entweder direkt aufgrund ihres Vorkommens in der Umwelt oder indirekt durch toxische Zusatzstoffe. Weniger klar ist jedoch, welche spezifischen Transport-​ und Umwandlungsprozesse die Partikel durchlaufen können, und welche Substanzen wie schädlich sind.

Jenseits der Schlagzeilen gibt es also noch viele fundamentale Forschungslücken. Das hat auch damit zu tun, dass es heute schlicht an analytischen Werkzeugen mangelt, um Spuren feinster Kunststoffpartikel in der Umwelt oder in Organismen zu messen. Deshalb fehlt auch ein systematisches Verständnis, wie Plastikpartikel mit Lebensprozessen wechselwirken.

Künftig muss die Mikroplastik-​Forschung die Exposition viel besser abschätzen  und das Schadenpotenzial ermitteln. Erst dann lassen sich sinnvolle Massnahmen priorisieren. Noch wissen wir zu wenig über das Schicksal von Mikroplastik in der Umwelt und die ökotoxischen Auswirkungen. Das erschwert derzeit eine angemessene Risikobewertung von Nano-​ und Mikroplastik.

Mit Plastik anders umgehen

Letztlich geht es um die Frage, wie wir Kunststoffe effektiver nutzen und dafür sorgen können, dass viel weniger davon in die Umwelt gelangt.

Undifferenzierte Restriktionen werden der Vielfalt an Polymerarten jedoch nicht gerecht. Technische Verbote allein werden die Mikroplastikflut kaum bremsen. Das Problem lässt sich aber zu einem grossen Teil durch konsequentes Sammeln und Recyceln von Plastikabfällen vermeiden. Kreislaufwirtschaft, besseres Abfallmanagement und die nötige Sensibilisierung können wesentlich dazu beitragen, den Kunststoffeintrag in die Umwelt zu senken.

Die Risikobewertung von (primärem) Mikroplastik hängt von verschiedenen Faktoren ab wie dem Schadenpotenzial, verfügbaren Alternativen und der Qualität, den Kosten und Gefahren von Ersatzmaterialien. In einigen Fällen ist es technisch einfach, einen Stoff zu ersetzen. In anderen Fällen können Substitute teuer sein, schlechter funktionieren oder gar zu neuen Problemen führen.

Ein Beispiel sind biologisch abbaubare Kunststoffe. Sie gelten als das Ersatzprodukt, sind aber nicht für alle Verwendungszwecke geeignet und je nach Umgebung unterschiedlich gut abbaubar. Zudem tragen bestimmte (Mikro-​)Kunststoffe dazu bei, andere ökologische Ziele zu erreichen, wie etwa Agrokapseln für einen gezielteren Pflanzenschutz.

Meiner Ansicht nach sollten wir Plastik durchaus regulieren – aber so, dass die Regeln als Katalysator für Innovation und bessere Praktiken dienen. Dazu müssen Restriktionen präzis fokussiert und durchsetzbar sein. Für die Politik gilt es sorgfältig abzuwägen, unter welchen Bedingungen Substitutionsanreize effektiv neue umweltfreundliche und wettbewerbsfähige Ersatzkunststoffe hervorbringen können.»

Originalartikel: https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2021/03/plastik-in-den-griff-bekommen.html

EVENTS

IFAT

Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft

Datum: 13.-17. Mai 2024

Ort: München (D)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 28. Mai-07.Juni 2024

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 05.-06. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 10.-14. Juni 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

EPHJ-EPMT-SMT

Internationale Ausstellung für Uhrenindustrie, Mikrotechnologie und Medizinaltechnik

Datum: 11 – 14 Juni 2024

Ort: Genf (CH)

SENSOR + TEST

Internationale Fachmesse für Sensorik, Mess- und Prüftechnik

Datum: 11.-13. Juni 2024

Ort: Nürnberg (D)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 18.-19. September 2024

Ort: Lausanne (CH)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 24.-26. September 2024

Ort: Nürnberg (D)

W3+ Fair Jena

Europas führende Plattform für Forschung und Innovationskraft

Datum: 25.-26. September 2024

Ort: Jena (D)

Cleanzone

Internationale Fachmesse und Kongress für Reinraumtechnologie

Datum: 25.-26. September 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

Rehacare

Die REHACARE ist die internationale Fachmesse für Rehabilitation, Prävention, Inklusion und Pflege.

Datum: 25.-28. September 2024

Ort: Düsseldorf (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 08.-09. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

VISION

Weltleitmesse für Bildverarbeitung

Datum: 08.-10. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

IFAS

Fachmesse für den Gesundheitsmarkt

Datum: 22.-24. Oktober 2024

Ort: Zürich (CH)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 04.-07. November 2024

Ort: Paris (F)

electronica

Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Datum: 12.-15. November 2024

Ort: München (D)

SEMICON Europa

Europäische Leitmesse für Mikroelektronik

Datum: 12.-15. November 2024

Ort: München (D)

VALVE WORLD EXPO

Weltweite Leitmesse für Industrie-Armaturen

Datum: 03.-05. Dezember 2024

Ort: Düsseldorf (D)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

LASER World of PHOTONICS

Weltleitmesse und Kongressfür Komponenten, Systeme und Anwendungen der Photonik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

SINDEX

Schweizer Messe für industrielle Automatisierung

Datum: 02.-04. September 2025

Ort: Bern (CH)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23. - 25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

AQUA Suisse

Die Schweizer Fachmesse für kommunales und industrielles Wassermanagement.

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26. - 27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis