Die Aufhebung der Euro-Untergrenze zum Franken hat der gesamten Schweizer Wirtschaft stark zu schaffen gemacht. Besonders betroffen von der Massnahme der Nationalbank war indes die Kunststoffindustrie, welche 2015 enorme Umsatzeinbussen verzeichnen musste. In der Zwischenzeit hat sich die Situation verbessert, allerdings noch nicht normalisiert. Die entsprechenden Daten, welche Swiss Plastics jährlich quer durch die Branche erhebt, zeigen folgendes Bild: Während vor einem Jahr noch ein Minus im Gesamtumsatz von 7,3 Prozent ausgewiesen wurde, ging der Umsatz 2016 noch um 1,2 Prozent auf 13,761 Milliarden Franken zurück. Kurt Röschli, Swiss Plas tics Geschäftsführer Technik, nennt für die partielle Markterholung zwei Gründe: «Einerseits haben die Unternehmer gelernt, mit der Euro-Problematik umzugehen, andererseits steht die Marge wieder im Vordergrund und weniger der Umsatz.»
Export mit leichtem Plus
Die verarbeitete Menge von Kunststoff und Kautschuk ist mit insgesamt 804 083 Tonnen nahezu identisch mit der Vorjahresmenge, welche 805 781 Tonnen betrug. In den letzten fünf Jahren hat sich die Menge um die 800 000 Tonnen-Marke eingependelt. Dabei entfallen 768 180 Tonnen auf den Bereich Kunststoff, 35 903 Tonnen betreffen das Segment Kautschuk. Auch beim Export von Halb- und Fertigfabrikaten zeichnet sich ein ähnliches Bild in der Entwicklung wie bei Umsatz und Rohstoffverbrauch ab. Mit insgesamt 3268 Millionen Franken bewegt sich der Export mit einem leichten Plus auf Vorjahresniveau (3246 Millionen). Dabei werden 1599 Millionen mit Halbfabrikaten und 1669 Millionen mit Fertigfabrikaten generiert. Röschli betont: «Angesichts der Euro-Situation erstaunt das leichte Plus. Aus unserer Sicht spricht das ganz für eine wettbewerbsfähige Branche, die trotz schwierigen Währungsbedingungen intakt ist!»
Aufteilung nach Segmenten
Die Einsatzbereiche der diversen Kunststoffe finden sich schwerpunktmässig und wie bereits in den vergangenen Jahren im Verpackungssektor (44,2 %), und im Bau (34 %). Mit 4,7 Prozent ist die Medizintechnik gut aufgestellt, gefolgt vom Fahrzeugbau (4 %). Der Rest des Kuchens verteilt sich auf Elektro und Elektronik (3,3 %), Haushalt (2,1 %), Möbel (0,4 %) und Landwirtschaft (0,2 %). Röschli führt aus: «Die Zahlenwerte entsprechen in etwa der Verteilung, wie sie in Deutschland feststellbar sind.» Eine Ausnahme bildet indes der Fahrzeugbau, der im nördlichen Nachbarland wirtschaftlich stärker ins Gewicht fällt an in der Schweiz. «Dafür sind wir im Segment Medizintechnik stärker», ergänzt Röschli.
Wiederverwertung zieht an
Bei der Verwertung ist der Export von Kunststoffabfällen mit 99 010 Tonnen konstant geblieben (98 792 Tonnen), während der Import sich von 16 886 Tonnen im Jahr 2015 auf 39 056 Tonnen letztes Jahr mehr als verdoppelt hat. Ob und in welcher Grössenordnung die Kunststoffabfälle an die Recyclingbetriebe gehen, ist aus der Statistik nicht ersichtlich. Um im Seilziehen um die Kunststoffabfälle eine für alle Seiten vernünftige Regelung zu finden, müssten die involvierten Parteien zusammensitzen und die divergierenden Interessen der Vewertungsbetriebe diskutieren. Grundsätzlich hat sich die Wiederverwertung der Kunststoffmaterialien in den letzten Jahren erfreulich entwickelt. 2014 setzten die Betriebe 10 Prozent Kunststoffabfall ein, 2015 stieg der Vergleichswert um ein Prozentpunkt. 2016 stieg der Anteil bereits auf 14 Prozent (je 7 % innerbetriebliche Verwertung und Rezyklat).
Positive Aussichten
Die Zukunftsperspektive für die Kunststoffindustrie ist grundsätzlich nicht schlecht. Betrachtet man den Produktionsindex der EU, zeigen die Kurven ganz klar nach oben. Blendend geht es insbesondere der deutschen Wirtschaft. Das stimmt Kurt Röschli zuversichtlich: «Das kann sich für unsere Branche positiv auswirken, gehen doch über 40 Prozent unseres Exports ins nördliche Nachbarland.» Die Umfrage, welche Swiss Plastics durchgeführt hat, erhärten die optimistischen Annahmen. Exakt 49 Prozent der befragten Unternehmen erwartet im laufenden Geschäftsjahr einen höheren Umsatz, 40 Prozent rechnen mit einem gleichbleibenden Umsatz und nur 11 Prozent gehen davon aus, dass die Zahlen rückläufig sein werden. Im Vorjahr rechneten noch 33 Prozent mit einem geringeren Umsatz. Positiv sind auch die Aussichten für das Personal. 21 Prozent der Firmen wollen den Mitarbeiterstand aufstocken, 60 Prozent diesen unverändert beibehalten und 19 Prozent geben an, Mitarbeitende abbauen zu wollen. Insgesamt zieht Röschli für die Branche ein positives Fazit: «Betrachtet man den verlangsamten Rückgang und die positiven Trendaussagen, präsentiert sich die Situation für die Schweizer Kunststoffindustrie durchaus erfreulich.» Gemäss seinen Aussagen liesse sich die Situation sogar mit jener der MEM-Industrie vergleichen. Röschli hält abschliessend fest: «Die Firmen weisen wieder bessere Margen auf, sie setzen auf Fachpersonal und sie haben die Situation mit dem Euro mittlerweile im Griff. Das stimmt mich optimistisch.»
Peter Stauffer, Swiss Plastics, Geschäftsführer Administration
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