Rico ist Hersteller von Spritzgusswerkzeugen und Produzent von Silikon- und Mehrkomponententeilen. Ein üblicher Ablauf für die Herstellung eines Silikonproduktes ist die Werkzeugkonstruktion, der Formenbau, die Einstellung des Werkzeuges in der Anwendungstechnik und schließlich die Produktion. Doch Rico ist dem ganzen Prozess einen Schritt voraus. In dem das Unternehmen den Trial-and-Error Prozess schon vorab in digitaler Version betreibt, werden Einfahr- und Optimierungsprozesse in der Anwendungstechnik sowie die Parameterfindung für die Real-Produktion erleichtert.
Gut simuliert ist halb gebaut
Bei der Bauteileentwicklung betrachtet Rico zuerst die Machbarkeit des Produktes in Zusammenhang mit dem Werkzeugbau und der Serienproduktion. Danach folgt die Analyse mittels Simulationen. Eine gute Simulation beginnt schon bei der richtigen Materialauswahl. Rico verfügt über eine umfangreiche Materialdatenbank, in der Labor-Ergebnisse aus früheren Projekten mit neuen Entwicklungen der Materialhersteller vereint werden. Mittels Simulationen findet das Unternehmen perfekte Materialkombinationen, die den Anforderungen des Kundenproduktes entsprechen.
Die endgültige Elemente-Berechnung dient der Bauteilentwicklung und analysiert die Artikelauslegung. Risikofaktoren im Design werden eliminiert, mechanische Eigenschaften geprüft, Toleranzen für Spannung, Dehnung und Deformation festgelegt sowie Druckzustände und Verbaukräfte berechnet. Die Spritzgusssimulation untersucht ebenso die Füllung in den Kavitäten, Nachdruck sowie Schwindung und Verzug. «Die Ergebnisse aus der Simulation des Spritzgussprozesses liefern uns essentielle Erkenntnisse für unsere Serienwerkzeuge», erläutert Martin Rapperstorfer, Vertriebsleiter bei Rico.
Simulations- und Realergebnisse vernetzen – Aufbau einer Wissensdatenbank
Ergebnisse und Parameter aus den Simulationen werden verarbeitet und in der Anwendungstechnik eingespielt. Da Rico Werkzeuge an den Kunden verkauft oder selbst die Teileproduktion übernimmt, erleichtert dies die Übergabe der Werkzeuge in die Produktion. «Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass unsere Werkzeuge funktionieren», so Vertriebschef Rapperstorfer.
Die Quintessenz ist aber, dass nicht nur einseitig agiert wird. Er betont: «Unser Laborleiter steht regelmäßig mit unseren Anwendungstechnikern an den Maschinen und entwickelt vor Ort mit.» So lassen sich auch viele Rückschlüsse von der Praxis in das Labor ziehen, was zum kontinuierlichen Verbesserungsprozess beiträgt. Simulations- und Realergebnisse werden vernetzt und die Wissensdatenbank permanent ergänzt und aufgewertet. Geht es z.B. um Haftungsthematiken zwischen den Materialien, wie etwa zwischen Flüssigsilikon (LSR) und Thermoplast (TP), bezieht sich Rico nicht nur auf die Angaben der Materialhersteller, sondern greift vor allem auf die eigenen Erfahrungswerte aus der Wissensdatenbank zurück.